Salta la Linda - Jujuy
"Unsere Stossdämpfer wurden arg in Mitleidenschaft gezogen": war eher ein Euphemismus. Man kann sich das etwa so vorstellen: Ein Mercedes Sprinter auf dem Fahrgestell eines 60er Jahre Kinderwagens. Abgesehen von dem nicht enden wollenden Geschaukel nach jeder Bodenwelle war die Bodenhaftung auf unebenem Gelände - und das ist hier die Norm - fast völlig dahin. Ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Wie repariert man so etwas in Argentinien? Gar nicht so einfach, deshalb, weil der Staat mangels Devisen den Import z.B. von Autoteilen fast vollständig unterbunden hat. Selbstverständlich ohne dafür zu sorgen, dass der Bedarf aus Inlandproduktion gedeckt ist. Staatswirtschaftlich gesehen eine gelinde gesagt reichlich kurzsichtige Massnahme. Man muss daher einen findigen Mechaniker suchen, der über ein funktionierendes Beziehungsnetz verfügt und einigermassen passende Teile (natürlich ausländischer Herkunft) besorgen kann und diese dann auch fachmännisch montiert. Wir hatten ein Riesenglück, dass wir schon nach dem dritten Anlauf auf einen Unternehmer gestossen sind, der alle Anforderungen erfüllt und über ein hohes Mass an Berufsehre verfügt. Der Mercedes Sprinter wird zwar in Argentinien produziert, Emily ist aber ein 4x4 Sprinter mit erhöhter Bodenfreiheit, ein Modell, das in Argentinien nicht existiert. Also haben wir unseren Teil beigetragen und in der Schweiz die korrekten Teilenummern in Erfahrung gebracht. Das Wunder ist dann geschehen: Nach Ankunft am Freitagabend in Salta konnten wir Emily in verkehrstauglichem Zustand am Montagabend in Empfang nehmen.
In der Zwischenzeit haben wir uns im Hotel erholt und Salta genossen. Mit etwa 650'000 Einwohnern und 60'000 km2 als Grossstadt eingestuft, weist die Innenstadt immer noch viel kolonialen Charme auf, was ihr den Übernamen "La Linda" (die Schöne) eingetragen hat. Es gibt eine sehenswerte Kathedrale, weitere Kirchen, Strassen zum Schlendern, Parks und Märkte, interessante Museen und einen Hausberg, von dem aus man einen wunderbaren Überblick auf die Stadt hat.
Es gibt viel Leben an diesem Ort und mit unseren Freunden Ruedi und Jeannette haben wir zwei sehr lustige Abende verbracht.
Endlich konnten wir dann die Weiterreise Richtung Norden antreten. In San Salvador de Jujuy wird getankt, Lebensmittel eingekauft und der etwas hilflose Versuch unternommen, das für Emily korrekte Getriebeöl (ausländischer Produktion) aufzutreiben. Wir müssen dafür wohl bis Chile warten.
Abends erreichen wir über die RN 9 Tilcara. Die kleine Gemeinschaft der indigenen Ayllu Mama Qolla betreut dort einige touristische Projekte, under anderen die Garganta del Diablo, eine beeindruckende Schlucht, wo wir auf dem Besucherparkplatz eine ruhige Nacht verbringen.
Der Ort Pumamarca ist bekannt für den Cerro de siete colores (Berg der sieben Farben) und wird geschickt touristisch vermarktet. Dennoch hat es uns dort sehr gut gefallen und der Berg hat uns dann doch beeindruckt, nachdem wir gemeint hatten, die Puna sei diesbezüglich nicht zu toppen.
Die anschliessende Passfahrt nach Westen über die RN 52 zu den Salinas Grandes del Noroeste finden wir ebenso empfehlenswert wie die Weiterfahrt nach Humahuaca über El Aguilar über die RP14, deren Qualität im ersten Teil allerdings zu Wünschen übrig lässt. Emily hat das bravourös gemeistert. Es ist zwar erst Spätsommer, die Touristensaison ist aber bereits beendet. So sind wir froh, dass der dritte angefahrene Campingplatz noch geöffnet hat. Wir bewegen uns nun konstant zwischen 3000 und 4200 m Höhe. Damit kommt die Chinesenheizung unseres Warmwasserboilers nicht zurecht und aus reiner Bequemlichkeit suchen wir unsere Duschgelegenheiten nun vermehrt auf Campingplätzen.
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