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Autorenbild123claus

Los gehts


Die zweitägige Überfahrt mit der Fähre von Nador nach Marokko bei ruhiger See verlief ganz reibungslos. Etwas weniger erbaulich war die Organisation der Einreise- und Zollabfertigung. Ersteres noch auf dem Schiff in langen Schlangen; draussen wollte der Zoll dann noch wissen, ob ich nicht Spionage betreibe (die Fahrzeugelektronik wirkte doch gar verdächtig), ob ich Waffen mit mir führen würde oder gar Drohnen oder etwa Devisen in grösseren Mengen, der Bordfunk wurde argwöhnisch beäugt, nur der in zu grossen Mengen mitgeführte Alkohol hat keinen interessiert.

Unterdessen war es dunkel geworden, der anvisierte familiäre Campingplatz in Moulay  Bousselham war über die A3 aber leicht zu erreichen und dort wurden wir mit einer ausgezeichneten Tagine (das ist ein Marokkanisches Eintopfgericht) verwöhnt.



Wir wollen uns im Süden Morokkos umsehen, also steht am nächsten Tag eine Überführungefahrt auf der Autobahn via Rabat, Casablanca und Marrakesh, dann auf der RN9 nach Agouim an. Mit Bargeld und frisch gekauftem Gemüse bestens versorgt und gestärkt mit zuckersüssem Thé à la menthe begeben wir uns auf die erst Piste, um einen geeigneten Nachtplatz zu suchen.



Der findet sich in der Nähe eines kleinen Dorfes, was zur Folge hat, dass wir im nu von einer grossen neugierigen Kinderschar belagert werden, von der wir erst durch den Ruf des Muezzin erlöst werden. Wir haben uns bereits Schlafbereit gemacht, als drei Männer ernsten Gesichtes die Szene betreten: Der örtliche Polizeikommandant habe sie geschickt. Es sei für uns zu gefährlich, hier zu übernachten und wir sollten doch auf den Dorfplatz kommen. Nur dem  unwiderstehlichen Charme von Nik ist es zu verdanken, dass sich die Herren davon überzeugen lassen, dass wir äusserst erfahrene Marokkoreisende sind, zudem Wetterkarten lesen können und sogar einen Arzt dabei haben und daher auf dem gewählten Platz bleiben dürfen. Am Schluss entschuldigen sich die Herren sogar in aller Form für die Unannehmlichkeiten und ziehen beruhigt mit Fotos unserer Pässe von dannen.



Kalt war die Nacht auf 1800 Metern Höhe, aber man hat ja Kleider und eine Heizung und der Morgen empfängt uns mit Kaiserwetter. Taliouin ist unser Ziel, bekannt als Hochburg des Saffrananbaus, wovon saisonbedingt nicht viel zu sehen ist. Erstmals befahren wir längere  holprige Pisten. Anspruchsvolle Strassenstücke sind zu bewältigen, die Unwetter der letzten Zeit haben deutliche Spuren hinterlassen. Der Ausblick in die bergige Umgebung vulkanischen Ursprungs ist atemberaubend. Auf 2300 Metern Höhe durchfahren wir ein Hochplateau; kleine grasig grüne Flussmulden bilden einen satten Kontrast zur trockenen Steppenlandschaft und dem schwarzen Lavagröll. Sieben Stunden später versorgen wir uns in Taliouin nochmals mit Gemüse, füllen die Dieseltanks, geniessen einen Tee um eine Wegstunde weiter einen einsamen Nachtplatz in einem Hochtal zu finden.



Bis in die Abenddämmerung beschäftigen wir uns nun zu dritt mit der Instandsetzung der Trinkwasserpumpe von Nik‘s Mercedes. Die reichlich wirre Verdrahtung dieser Installation aus dritter Hand lässt dies zum Abenteuer werden, aber nach fast zwei Stunden Exploration bis in die Tiefen der Fahrzeugelektrik, probieren, nachmessen und nochmals probieren haben wir nicht nur einigermassen verstanden, wie das alles eigentlich funktionieren sollte, sondern auch entdeckt, dass sowohl die Stromversorgung im Eimer ist als auch die Pumpe. Ein Ersatzteil ist zur Hand und wird montiert. Morgen kommt wird noch ein neues Kabel gelegt. Inzwischen hat Sabine ein mehr als leckeres Nachtmahl vorbereitet, so bleiben keine Wünsche offen.



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Zagora - Merzouga

Zagora

1 Comment


ngood
Oct 11

Danke für deinen ausführlichen Text! Ich hoffe, dass ihr die Pumpe flicken konntet!

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Hallo, schön, dass Du uns gefunden hast!

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