Arequipa
Um von Santa Cruz nach Arequipa zu kommen, das sind 480 km(Fahrzeit doppelt so lang wie bei uns in D/CH) kann man langweilig fast alles über die Panamerikana SUR fahren. Dies ginge aber fast ausschliesslich auf Teer, durch landschaftlich wenig interessantes Gelände und man müsste sich mit vielen Transit- LKW's die Strasse teilen.
Dazu hatten wir keine Lust, drum sind wir diesen Weg (für alle die, die die Strecke nachfahren wollen) gefahren: Santa Cruz- Candarave- an der Laguna Aricota entlang- Curibaya-Ticapampa-Puente Camiara dann doch noch für ein Stück auf die PanAm Sur bis Moquegua und weiter bis Torata. Hier haben wir ganz unspektakulär am Mirador von Cristo Blanco an der Strasse übernachtet. Cristo Blanco ist eine der vielen Jesusfiguren, die eine Ortschaft überwachen und gleichzeitig segnen. Der populärste solche Jesus ist der in Rio de Janeiro. In den Ortschaften drumherum waren überall Festivitäten zur Nacht in den Mai, was zur Folge hatte, dass wir anderweitig auserkorene Schlafplätze wegen Strassensperrungen nicht erreicht haben. Irgendwann hatten wir dann keinen Nerv mehr weiter zu suchen.
Die zweite Etappe bis Arequipa nahmen wir über die 108 und 34 d. Tolle Landschaften von wild, bergig, Hochebene, Flusstal aber auch Steppe und dünn besiedeltes, fruchtbares Gebiet. Irgendwie war wieder alles dabei und vieles nicht in Fotos wiedergebbar. So bleibt es hoffentlich noch lange in unseren Gehirnwindungen abgespeichert.
Arequipa ist die zweitwichtigste und drittgrösste Stadt Peru's und verfügt über zwei Hausberge, den Volcan Misti und den Volcan Chachani sowie über eine Mercedes Niederlassung und natürlich über eine riesige, relativ junge, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kathedrale.
In Arequipa angekommen, nahmen wir als erstes den Weg zu Pablo Tours in Angriff- wir haben uns in den Kopf gesetzt den El Misti, 5822m, zu besteigen. Dies mit Bergführer und inklusive Anfahrt bis auf 4200 m welche nichts für Emily war. Die Eckdaten waren schnell verabredet, wir mussten bis zur Zusage jedoch noch bis zum kommenden Tag abwarten, denn wie soll es anders sein in einer grossen Stadt - wir fahren zum Service von Emily in die Werkstatt. Ölwechsel( nach 10000 km) und die Antivibrationsfeder für die Hinterbemse, die es in La Paz nicht gab, wollen wir hier einbauen lassen.
Vorher aber noch die Beschreibung der ersten Nacht: wir sind extra in eine Seitenstrasse inmitten der Altstadt von Arequipa gefahren, die eine Sackgasse war, um Durchgangsverkehr zu vermeiden, was wir jedoch nicht angeschaut hatten, war die eine Bar am Ende der Strasse. Von hier aus wurden wir bis um 05:00 Uhr morgens mit lauter Musik und dem dazugehörigen Gejohle beschallt. Etwa um 3:00 bollert es zweimal kräftig an unseren Bus, wir standen beide senkrecht im Bett vor Schreck, aber es war zum Glück nur irgendeiner der feiernden Scherzkekse. Wir hatten uns schnell wieder beruhigt und konnten am Morgen, zwar ziemlich gerädert, zu Divemotor fahren, um den Service zu besprechen.
Auch hier in Peru herrscht ein anderer Zeitbegriff- bis etwas geschieht, sitzt man schnell mal zwei Stunden, um dann zu erfahren: Jetzt schauen wir uns erstmal alles an, dann können wir sagen, was alles gemacht werden muss. Das fordert Geduld, ist aber auch immer wieder eine schöne Übung. Um 14:00 Uhr konnten wir dann endlich mit dem Termin für Freitag in der Tasche Richtung Bergführerbüro fahren, um die letzten Details zu besprechen, sprich, das Geld vorbeibringen.
Anschliessend fuhren wir zum auserkorenen Hotel, wo wir uns noch mit dem Bergführer trafen, um unser Equipment durchsehen zu lassen. Es war alles okay, wir bekommen das Zelt, die Isomatte und den Schlafsack mitgebracht und können nun morgen auf die Tour.
Pünktlich um acht Uhr holt uns unser Bergführer Johan ab. Das Equipment wird nochmals durchgecheckt und auf der dreistündigen Anfahrt löchern wir Johan mit allerlei Fragen zu Land und Leuten. Natürlich interessiert uns vor allem, ob die monatelangen Strassensperren einen politischen Impact hatten und warum gewisse Dinge nicht so funktionieren wie sie könnten in diesem Land. Kurz zusammengefasst ist ganz Peru offenbar durchdrungen von einem System der Korruption, das praktisch alle Bereiche erfasst. Die aktuelle Regierung hat alles andere im Sinn als das zu ändern, im Gegenteil: Sie hat flugs eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, welche jeden, der es wagt, sich für eine Änderung der Zustände einzusetzen, zum Terroristen erklärt. Der Zeit wage es niemand mehr aufzumucken.
So geht die Zeit schnell vorbei und auf 4200m Höhe starten wir schwer bepackt zum Basislager auf 4800m. Das entspricht der Gipfelhöhe des Mt. Blanc. Dort schlagen wir die Zelte auf und Johan zaubert mit einem einfachen MSR Kocher eine warme Mahlzeit.
Um 18 Uhr ist es dunkel und draussen kalt. Also verkriechen wir uns in die Zelte und schlafen auch alsbald ein.
Tagwache ist um 3 Uhr, es gibt warmen Tee, Kekse und etwas Brot und im Licht der Stirnlampen beginnt der Aufstieg. Der Berg ist kein Schuttkegel, eher ein einziger Sandkegel und entsprechend mühsam ist das Vorwärtskommen. Nach zwei Stunden endlich tagt es, was am sandigen Untergrund nichts ändert aber wenigstens sieht man einen wunderschönen Sonnenaufgang und dann mehr von der Umgebung.
Wir machen es kurz: Nach 5 Stunden Aufstieg und nach Atem ringend stehen wir auf dem Gipfel und werden belohnt durch: Den Blick in einen klassischen Vulkanschlot, aus dem es sogar ein wenig raucht und nach Schwefel stinkt und die atemberaubende Aussicht auf weitere Vulkane, Gebirge, Hochebenen und die Stadt Arequipa.
Im Abstieg kommt uns dann der Sand entgegen: Innert 55 Minuten sind wir im Basislager. Zelte Abbauen, alles zusammenpacken und nach weiteren 45 Minuten ist das Auto erreicht. Den Nachmittag verbringen wir ein wenig zerknittert in der Stadt, bei Claus kündigt sich ein intestinales malaise an. Wir werden unsere Pläne für die nächsten Tage anpassen müssen.
Sehr beeindruckend was ihr da alles erlebt.
Ich weiss nicht, ob ich den Mut gehabt hätte bei der fast senkrecht angezeigten Steigung weiterzufahren 🙈
Hebed üch Sorg